06.08.2017

Und, was willst du werden, wenn du groß bist?

Kaninchen-Züchterin, DLRG-Trainerin und Diddlmausverkäuferin waren damals in der Grundschule meine Antworten. Aber mal ehrlich? Wer beschäftigt sich in dem Alter schon ernsthaft mit der Frage, welchen Berufsweg man eingehen will? Ich glaube so gut wie niemand;)

Ich habe lange gebraucht, um mich selbst zu verstehen und dadurch auch den Weg für meine Berufswahl zu finden. Nicht in der 10. Klasse, nicht nach dem Abitur und auch nicht nach meinem ersten erfolgreich abgeschlossenem Studium (Germanistik) wusste ich ganz genau, was ich werden möchte.

Ich glaube, dass es vielen jungen Menschen so geht und deshalb möchte ich diesen Blogeintrag schreiben.

Vor allem, um euch die Panik zu nehmen. Davor, dass ihr mit 40 immer noch vor dieser Frage steht.

Im Vorfeld muss ich aber sagen: Es lag damals (auch) an mir! Ich habe mir nie (!!!) Gedanken gemacht, was mir Spaß machen könnte. Klar, in der Grundschule denkt man darüber nicht nach, sondern macht einfach spontan das, wonach einem ist. Aber auch später, als wir an der weiterführenden Schule Wahlfächer wählen mussten, war ich immer diejenige, die sich nie entscheiden konnte. Und das lag leider nicht daran, dass ich mich nicht entscheiden konnte, weil mir so viel gefiel, sondern eher daran, dass ich mich nicht entscheiden konnte, weil mir vieles nicht so recht zusagte. Alles hat mich irgendwie gelangweilt, nichts konnte mich mehrere Stunden lang fesseln. Stattdessen habe ich als Teenie das gemacht, was heute wahrscheinlich noch mehr Teenies machen: Glotzen. Ich habe Stunden vor dem Fernsehr gesessen und mit meinen Freunden dann die langweiligsten und unterpreviligiersten Sendungen auseinandergenommen. Selbst unsere Lehrer quatschten damals mit uns über „Bauer sucht Frau“ und Co. Ich will das Fernsehen auf keinen Fall verfluchen, denn auch heute noch leg ich mich abends für ein paar Stunden davor, um einfach mal beim anschalten abschalten zu können;) Mein Freund versteht nie, wie ich bei sonem Gequatsche abschalten kann, aber das ist wahrscheinlich von der Zeit als Teenie hängengeblieben;)

Naja, zurück zum Anfang: Wie findet man heraus, was man machen möchte? Ich hätte mir nach dem Abitur niemals vorstellen können, selbstständig zu sein. „Ich bin selbstständig tätig.“ Das klang in meinen Ohren früher so weit weg, so erwachsen, so fremd, so unternehmerisch und so selbstbewusst. Das war ich damals einfach gar nicht. Ich hab mich kleingemacht und mir wirklich nicht viel zugetraut. Erst mit meinem Freund, mit dem ich mittlerweile fast 7 Jahre zusammen bin, wurde das anders. Er hat mir gezeigt, dass man nicht immer mit dem Strom schwimmen muss und sich Gedanken machen soll, warum wir wie handeln. Vor allem aber auch: Sein Ding zu machen und nicht darüber nachzudenken, was die anderen wohl von einem denken. Ich könnte dazu tausende Beispiele aufzählen. Zum Beispiel im Jahr 20??. Mein Freund und ich hatten einen sehr klassischen Sommerurlaub auf Mallorca gebucht. Wir lagen am Strand und ließen uns die spanische Sonne auf den Bucken scheinen. Plötzlich kam ein afrikanischer Händler vorbei, und wollte uns Sonnebrillen verkaufen. Wahrscheinlich kennen die meisten, die das hier lesen, so eine Situation. Und, was macht man in dieser? Ignorieren? Das jedenfalls machen die meisten. Sie gucken weg, weil… Ja warum eigentlich? Mein Freund hat in dieser Situation jedenfalls alles andere gemacht, als den netten jungen Mann zu ignorieren. Die beiden kamen schnell ins Gespräch und haben sich seitdem jeden Tag per Handschlag begrüßt und das, obwohl wir nicht eine Brille gekauft hatten und der Händler wusste, dass wir das nicht mehr taten.

Ich habe mir viel zu oft Gedanken darüber gemacht, was die Leute wohl von mir denken. In jeder möglichen Situation. Auch heute ertappe ich mich noch dabei. Doch man muss sich immer wieder bewusst werden, dass wir unser Leben so gestalten müssen, wie wir es wollen und für richtig halten und manchmal einfach „scheiß drauf“ zu unseren Gedanken zu sagen, wenn diese mal wieder unsicher werden.

Mein Freund ist seit Kurzem bei Youtube unterwegs Sein Kanal beschäftigt sich mit Unternehmertum, Fokussierung, Motivation, Philosophie und Wissen. In seinem neusten Video erzählt er, warum es wichtig ist, nicht das zu tun, was andere von einem erwarten. Ein Thema, welches ich für meinen Text hier voll passend finde. Also wer Interesse daran hat, kann sich gerne das Video ansehen:

 

Wie ich Fotografin geworden bin?

Auch das habe ich meinem Freund (mit) zu verdanken. Als ich mir meine erste Spiegelreflex gekauft habe, hat mein Freund mir ganz schnell eine Homepage gebastelt, denn das konnte er damals schon;) Mir selbst war das am Anfang schon fast unangenehm, weil meine Fotos dadurch ja von allen möglichen Menschen beurteilt werden konnten. Von Freunden, Bekannten und auch von Fremden. Einfach von allen, ohne, dass ich es aktiv mitbekam und ohne es kontrollieren zu können. Glücklicherweise habe ich schon am Anfang viel nettes Feedback für mein kleines Hobby bekommen. Interessant ist, dass ich von 9 netten Rückmeldungen und einer bösen Rückmeldung nur eine mit ins Bett genommen habe: Die, die nicht so nett gemeint war. Aber: Wenn ich in dieser Situation so gewesen wäre, wie früher, dann hätte ich die Homepage wahrscheinlich wieder gelöscht. Einfach, um der Situation aus dem Weg zu gehen und es mir einfach zu machen. Jedenfalls für den Moment. Doch das tat ich nicht. Ich zog mein Ding durch, auch wenn meine Bilder am Anfang echt teilweise zum lachen waren. Aber mit der Zeit wurde ich besser und irgendwann bekam ich sogar Geld dafür.

Ich bin also, wie viele andere Fotografen auch, von dem Hobby in den Beruf gerutscht und hatte es nicht aktiv geplant.

In meinem Leben gab es nicht diesen einen Moment, in dem es Klick gemacht hat und mir bewusst wurde, wie mein leben mit 40 aussieht. Das weiß ich auch jetzt noch nicht. Aber ich weiß, dass ich nur dann meinen Weg finden kann, wenn ich mich richtig verstehe und das tuhe, was ich wirklich möchte und vor allem: Wenn ich anfange! Auch, wenn ich eigentlich noch nicht bereit bin oder Angst davor habe. Aber Angst sollte nicht der Antrieb sein und die Angst vor Entscheidungen ist auch wieder nur die Angst vor der eigenen Unfähigkeit mit den Konsequenzen umzugehen.

Fragt euch immer wieder in jeder Situation: Fühle ich mich wohl? Mache ich das, weil ich es für richtig halte oder, weil es von mir verlangt wird? Warum tuhe ich das gerade?

Ich glaube es ist absoulut das wichtigste, dass man einen Job findet, hinter welchen man einfach zu 100% steht. Und das kann man meiner Meinung nach nur, wenn man sich viel mit sich selbst beschäftigt. Um so herauszufinden, was einem Spaß macht und welche Grundsätze man vertritt.

 

In diesem Sinne verabschiede ich mich mit einem Kinderbild von mir.

Ach damals, da war alles besser… Nein! Ich bin so zufrieden mit meinem Leben! Mindestens genauso wie damals, als ich mir meine Haarsträhne orange färbte und das glücklichste Kind auf Erden war.